Gefiederte Mannequins prämiert

Verein - Vogelschau der »Kanaria 03 und Exoten« lockt rund tausend Besucher in die Betzinger Julius-Kemmler-Halle

Außer Konkurrenz in der Kemmlerhalle mit dabei: Der handzahme
Weißhaubenkakadu »Hugo« ist Familienmitglied bei den Ankeles
und ein stets gern gesehener Gast auf Ausstellungen. Wolfgang
Ankele hat ihn einst aus dem Tierasyl geholt. Abgegeben wurde
er dort, weil sich die Nachbarschaft nicht mit dem durchdringenden
Geschrei des Tieres anfreunden konnte. FOTO: TRINKHAUS

REUTLINGEN-BETZINGEN.
Wie? Sie haben noch nie einen Rotohrbülbül gesehen? Dann hätten Sie dieser Tage in die Julius-Kemmler-Halle kommen sollen, wo gleich mehrere Exemplare dieser Art bewundert werden konnten. Eines jedoch überflügelte die exotische Konkurrenz um Längen: Als »bester Weichfresser« mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, überzeugte Vogel Nummer 411 Juroren und Zuschauer gleichermaßen - zumal Zucht und Haltung des Rotohrbülbüls gar nicht so leicht zu bewerkstelligen sind. Das jedenfalls erklärt Wolfgang Ankele.

Heuschrecken und Würmer

Seines Zeichens Vorsitzender des Reutlinger Vogelzuchtvereins »Kanaria 03 und Exoten«, weiß er sehr präzise wovon er spricht. »Weichfresser«, sagt Ankele, »brauchen tierische Nahrung, Heuschrecken und Würmer.« Wer sie hält, muss also entweder tiefer in die Tasche greifen und das Futter über den Fachhandel beziehen. Oder er legt sich neben der Vogel- auch gleich noch eine Insektenzucht zu. »Doch das ist natürlich nicht jedermanns Sache«, schmunzelt der Vogel-Experte, der sich selbst auf exotische Prachtfinken und Großsittiche spezialisiert hat.

 Tausend Besucher

Rund tausend Besucher erwartete der Vereinsvorsitzende zur großen Vogelschau in der Kemmlerhalle. Ihnen standen diesmal nahezu 800 Piepmätze gegenüber. Kanarienvögel, Kakadus, Goldbrüstchen, Prachtnonnen und Wellensittiche, die Käfig an Käfig vor sich hin trillern, krächzten oder piepsen. Zusammen bauen sie eine beeindruckende Geräuschkulisse auf: ein vielstimmiges Konzert; eine Kakophonie der Kontinente. Denn obwohl das Federvieh samt und sonders aus regionalen Volieren stammt, also in Reutlingen und Umgebung gezüchtet wurde, sind seine Ursprungsorte tausende von Kilometern entfernt.

Vögel aus fünf Kontinenten, erklärt Ankele, haben sich in Betzingen zusammengefunden. Afrikaner, Südamerikaner, Asiaten, Europäer und Australier. Einige von ihnen kommen in freier Natur gar nicht mehr vor, wie der »Kanaria 03«-Vorstand erläutert, um auf einen wesentlichen Beitrag des Clubs hinzuweisen: den weltweiten Artenerhalt. »Ohne uns Züchter«, so Ankele, wäre manche Spezies schon längst vom Erdboden verschwunden.

Im Blick haben er und seine Gesinnungsgenossen allerdings nicht nur das hehre Ziel des Bestandsschutzes, sondern auch die Schönheit ihrer Tiere. Und deshalb durften 420 Prachtexemplare vor einer fachkundigen Jury posieren. Diese begutachtet neben Körperbau und Auftreten der Vögel auch deren Kondition, Wesen und Gefiederbeschaffenheit. Nervöse oder apathisch wirkende Tiere, solchen mit stumpfem oder zerzaustem Federkleid haben keine Chancen auf einen Platz auf dem Sieger-Treppchen. Außerdem muss die Körperhaltung stimmen. Und »Schwimmringe« können sich nicht mal tierische Medaillen-Anwärter leisten. Übergewichtige Vögel fallen durch.

Zuhause relaxen

Diejenigen, die in Betzingen jedoch mit Preisen dekoriert wurden, können sich demnächst auf höherer Ebene mit der gefiederten Konkurrenz messen - zunächst beim Landesentscheid, dann bei der Deutschen Meisterschaft und schließlich auf der Weltmeisterschaft, die im Februar in Bad Salzuflen stattfindet.
Doch das ist natürlich noch Zukunftsmusik. Vorerst dürfen die Mannequins unter den Piepmätzen nämlich wieder zurück in ihre gewohnten Käfige und Volieren. Zum Verschnaufen. Denn Ausstellungen bedeuten - nicht zuletzt auch wegen des sie begleitenden, umtriebigen Drumherums - Stress.
Tierfreunde wie die Vereinsmitglieder von »Kanaria 03 und Exoten« wissen das und sorgen dafür, dass sich ihre »Stars« nach den Anstrengungen eines langen Show-Wochenendes ausgiebig erholen können. In artgerechter Atmosphäre - mit wohltuender Wärme, reichlich Ausflug und Leckerlis. Klar: Nur wenn sich ein Tier wirklich wohl fühlt, dann paart es sich auch. Ein bisschen Verwöhnprogramm muss sein. (GEA) .

 

 

Quelle: Reutlinger Generalanzeiger    zur Originalseite

 

 

 

         © Frank Nedele
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