Schrott fürs Vereinskässle

Service - Rommelsbachs »Kanaria« und Kleintierzüchter sammeln zum vierten Mal Altmetall im Nordraum

Altmetall lässt sich versilbern. Das machen sich Rommelsbachs Kleintierzüchter
und der Verein »Kanaria 03 und Exoten« zunutze, um ihre Etats aufzubessern.
FOTO: Gerlinde Trinkhaus

Von Heike Krüger
REUTLINGEN-ROMMELSBACH.
Schrott ist lästig, geldwert ist er auch. Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Doppelung machen sich seit vier Jahren Rommelsbachs Kleintierzüchter und der Verein »Kanaria 03« zunutze, um ihre Etats ein bissle aufzubessern. Denn an Vogel- oder Kaninchenschauen, an Hocketsen oder anderen Festivitäten lässt sich heutzutage kaum mehr etwas verdienen. Allein die Hallenmieten verschlingen oft schon sämtliche Einnahmen. Gar nicht zu reden vom Fiskus, der ebenfalls zugreift.

Erheblicher Unterschied

Man mag's beklagen. Man kann es aber auch als Herausforderung annehmen. So geschehen in Rommelsbach, wo seit dem Sommer 2008 einmal jährlich die Ärmel hochgekrempelt werden: weil sich Schrott versilbern lässt und mit kostenlosen Sammelaktionen ganz nebenbei ein Stück Umweltschutz betrieben werden kann. Denn ob Tante Marthas abgehalfterter Drahtesel mal eben im Wald zu liegen kommt oder einem Altmetallverwerter zugeführt wird - es macht einen erheblichen Unterschied.

Samstag, 11 Uhr, vor dem Kleintierzüchterheim im Reisweg: Der Regen tröpfelt. Autos fahren vor, laden Kaputtes und Ungewolltes ab. 30 behandschuhte Hände nehmen Radiatoren, Töpfe und Pfannen, Fahrräder und Herde, Autobatterien und Campingmöbel entgegen. Zwischengelagert werden sie in begehbaren Containern, die in ihrem Innern Drahtkäfige beherbergen. Zwecks Sortierung. Denn hier wird nicht alles achtlos zusammengeworfen, sondern möglichst sortenrein getrennt. Schrott ist schließlich nicht gleich Schrott.

Deshalb werden beispielsweise Edelmetalle separat gehortet. Sie sind es, die die erhofften Euros in die Vereinskässle spülen werden. Später. Wenn der Metzinger Verwerter »Alba« das Sammelsurium abholt und in die Kelternstadt transportiert.
Der Vorsitzende der »Kanaria«, Wolfgang Ankele, macht's möglich. Er verdient seine Brötchen bei »Alba«, hat den Kontakt hergestellt und wacht darüber, dass möglichst keine Fehlwürfe unterlaufen. Er ist es, der die Schrottsammelaktion ins Rollen gebracht hat - unterstützt vom Vorstand der Kleintierzüchter, Günther Jobst.

Als Männer der ersten Stunde, haben sie binnen der zurückliegenden vier Jahre nicht nur reichlich Altmetall, sondern überdies Erfahrungswerte gesammelt. »An die sieben Tonnen Schrott«, wissen Ankele und Jobst, kommen pro Einsatz zusammen. Macht in Geldbeträgen ausgedrückt? »Das hängt vom Tagestarif ab. Über den Daumen gepeilt sind es rund 200 Euro pro Tonne«. Oder anders formuliert: Eine goldene Nase verdienen sich die Ehrenämtler damit nicht.
Gleichwohl sind sie mit ganzem Herzen und Körpereinsatz bei der Sache, langen hin, weisen zu, wundern sich mitunter auch - über Ausgemustertes, das eigentlich gar nicht zum alten Eisen gehört. Heute ist es unter anderem ein ladenneuer Wasserhahn, der abgegeben wurde. Auch ein Messingbottich sieht einfach nur schön und alles andere als vergammelt aus. Mag sein, dass diese Teile niemals nach Metzingen gelangen werden. Den einen oder anderen »Schatz« zu heben - das erlauben sich die fleißigen Sammler nämlich durchaus. Denkbar deshalb, dass auch das Herrenrad, dem lediglich die Luft im Hinterreifen fehlt, bald wieder durch Reutlingen kurvt.

Fliegende Schrotthändler

Eben wird ein in die Jahre gekommener Rasentraktor herangekarrt. Er ist zu voluminös und zu schwer, als dass ihn seine Besitzer zum Züchterheim hätten transportieren können. Aber auch an solcherlei Fälle haben die Organisatoren gedacht und zwei Transporter auf die Straße geschickt, die Sperriges direkt an den Haustüren abholen. Ein Service, der nicht zuletzt den Senioren im Flecken zugutekommt. Und einer, den Dritte auszunutzen versuchen. Fliegende Schrotthändler sind's, die Lunte gerochen haben und den Ehrenämtlern wertige Teile abspenstig zu machen versuchen. »Ich weiß nicht wie sie's schaffen; aber die sind immer zur Stelle«, grummelt Ankele. »Darum haben wir diesmal ausdrücklich betont, dass die Leute nichts am Straßenrand deponieren sollen.

Wie's ausschaut, hat der Appell gefruchtet. In Rommelsbach türmt sich jedenfalls kein Altmetall auf den Bürgersteigen; dafür umso mehr in den Containern beim Züchterheim. Bis 15 Uhr werden Hasen- und Vogelfreunde heute sammeln und sortieren. Mit vereinten Kräften, um die in den Vereinen übrigens nicht lange geworben werden musste. »Der Zusammenhalt ist groß«, freut sich Helfer Jürgen Kirchberg, der selbst »gerne« mit anpackt - nicht zum ersten und gewiss nicht zum letzten Mal. (GEA) .

 

 

Quelle: Reutlinger Generalanzeiger    zur Originalseite

 

 

 

         © Frank Nedele
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